Die Natur macht es uns vor. In der Tierwelt begeben sich viele Arten intuitiv in von Blutegeln besetzte Gewässer um sich dort von den kleinen Helfern ihre Beschwerden lindern zu lassen. Als traditionelles Heilverfahren zählt auch die Blutegeltherapie zu den ältesten Therapieformen bei uns Menschen, deren erste Dokumentationen bis ins alte Ägypten zurückgehen. Der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) entfaltet zum einen durch seine nach dem Biss abgebenden vielfältig wirkenden Substanzen (vor allem Hirudin) in seinem Speichel und durch die Entlastung beim saugen seine Wirkung. Die Saugzeit beträgt in der Regel zwischen 30 und 120 Minuten. Die Wirkungen der Speichelsubstanzen (mehr als 100) sind sehr vielfältig. So kommt es z.B. zur Gerinnungshemmung und zu einer gesteigerten Durchblutung im eingesetzten Gebiet, welches auch die Nachblutung nach der Behandlung erklärt. Außerdem wirken die Substanzen immunstimulierend, gefäßerweiternd, lymphstrombeschleunigend, antithrombotisch, diuretisch uvm.
Durch den Saugvorgang und das Nachbluten bei einer Behandlung mit z.B. 8 Egeln kann es schon einmal zu Blutverlusten von 350 ml kommen. Meistens werden mehrere Egel auf die zuvor festgelegten Bereiche der Haut aufgesetzt und können dort durch ihre Substanzen ihre Wirkung entfalten. Wenn die Egel satt sind, fallen sie von alleine wieder ab und die Wunden können verbunden werden.